Celina - Manchmal hilft nur Hexerei

Erschienen 2016, Gruselroman für Erwachsene, 416 Seiten

Titelbild von Olivia Buck

Leseprobe (aus Kapitel IV, Gedanken über Gedanken):

... Sie war gerade in ihre Jeans geschlüpft, als es schon an der Tür klingelte. Ein Blick auf den Wecker bestätigte, was sie befürchtet hatte. Kathi war glatt 10 Minuten zu früh dran. Schnell streifte sie ihr T-Shirt über und wickelte sich das Handtuch um die feuchten, immer noch ungebürsteten Haare, bevor sie die Tür öffnete.
Es war tatsächlich Kathi mit einer Brötchentüte. 
„Verschlafen?“, fragte sie mit einem Grinsen. 
Celina zog eine Grimasse als Antwort. 
„Okay, ich kümmere mich um den Kaffee und deck den Tisch“, sagte Kathi knapp. 
Celina verschwand im Bad und bürstete erst einmal ihre widerspenstigen Haare.
Der Blick in den Spiegel zeigte ihr eindeutig, dass sie immer noch nicht wirklich wach war. Was war das nur für eine seltsame Nacht gewesen? Sie war tatsächlich doch noch eingeschlafen und sie war sich sicher, dass da wieder so merkwürdige Träume gewesen waren. Allerdings waren nur ein paar Bildfetzen da, an die sie sich erinnerte: Ein Bild von einem Schiff auf hohen Wellen, das er gerade malte, sein Gesicht, ganz ernst, mit Tränen, die ihm über die Wangen liefen, blutige Tränen. ...

Leseprobe (aus Kapitel XXI, Wieder ein Alleingang):

... „Sie hat gelogen! Sie lügt nur! Ich habe die SMS in ihrem Handy gesehen. Diese Frau versucht, mit Männern zu spielen, Menschen gegeneinander aufzubringen und manipuliert in einer Tour!“ Eine Mischung aus Wut, Unverständnis und Schockzustand gab Celina das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. 
„Ich finde, du übertreibst ...“ Kathi zog missbilligend die Augenbrauen hoch.
„Ich übertreibe nicht!“, schnaubte Celina. „Und ich werde nicht tatenlos zusehen, wie diese Frau Sven, Nico oder wen auch immer ins Unglück stürzt!“
Kathi holte Luft, wollte wohl noch etwas sagen, aber Celina war bereits aufgestanden, hatte ihre Tasche und ihre Jacke gegriffen und war mit wenigen Schritten aus der Wohnungstür.
Sie hatte Kathis Kommentare einfach nur satt. Es war doch noch gar nicht so lange her, dass sie zusammen gehext hatten und dass Kathi all das zu verstehen schien. Oder hatte sie sich so sehr getäuscht? Sie hätte nicht einmal sagen können, was sie am meisten nervte. Waren es Kathis unüberlegte Bemerkungen? Oder dass sie den Eindruck hatte, Kathi hätte nichts von alldem begriffen, was sie ihr die letzten Wochen erklärt hatte? 

Leseprobe (aus Kapitel XXXIV, Geisteraustreibung am Samstagnachmittag):

... Irgendetwas war seltsam, irgendwie anders, ohne dass Celina hätte sagen können, was. Es war ein komisches Gefühl, als sie nun weiterging, das sich mit jedem Schritt noch verstärkte. Sie war noch knapp zwei Meter vom Eingang zum Wohnzimmer entfernt, da rollte plötzlich eine Selterflasche auf den Flur. 
Ganz langsam kullerte sie von rechts kommend gegen die linke Wand des Flurs und blieb dort liegen. Celina bleib wie angewurzelt stehen, dann drehte sie sich halbwegs zu Isabell und Veronica um. Auch die beiden standen stocksteif da. Isabell hatte entsetzt die Hände vor den Mund geschlagen. 
Es war also Celinas Aufgabe, das Was-immer-es-auch-war zu beenden. So atmete sie tief ein, streckte sich etwas, damit sie hoffentlich selbstbewusst genug wirkte, und sagte laut: „Jetzt ist Schluss mit den Spielchen!“ Dann ging sie zwei Schritte vor und hob die Flasche einfach vom Boden auf. ...

Leseprobe (aus Kapitel LVIII, Eine Nacht im Krankenhaus):

... Sie schaute angestrengt in das Halbdunkel. Die beiden anderen Frauen lagen in ihren Betten, ein Bett war leer, die Vorhänge waren halb zugezogen, so dass das Licht irgendwelcher Laternen von draußen hineinschien. Da war nichts! Fröstelnd legte sie sich wieder hin und zog die Decke bis zum Kinn. Doch schon einen Augenblick später ließ ein Rascheln sie erneut hochfahren. Was war das? Das Geräusch war aus Richtung des Fensters gekommen. Und tatsächlich bewegte sich der Vorhang! Celina beobachtete das eine Weile. Ein ziehendes Fenster konnte nicht ein derart heftiges Hin- und Herschwingen verursachen, wie sie es dort sah. Dazu kam dieses Gefühl, das sie kaum beschreiben konnte. Es war, als wenn etwas Bedrohliches auf der Lauer lag. Ihr Atem ging schneller und sie musste husten. Sie griff nach dem Spray, behielt es aber in der Hand. Wenn es zu schlimm wurde, konnte sie es immer noch nehmen. Irgendetwas musste sie tun, egal ob sie sich das jetzt nur einbildete oder nicht. ...

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© Christel Hasse